Christsein: Leben zwischen Scheitern und Gelingen! Tagung des österreichischen Pfarrerinnen- und Pfarrer Gebetsbundes.

DSC_6496Maria Lankowitz war ab 13. Juli eine Woche lang Mittelpunkt der Studienzeit des Pfarrerinnen und Pfarrer Gebetsbundes in Österreich. Viele sind mit Familie gekommen, um über das „Hinfallen, Besinnen, Aufstehen und Weitergehen“ – das Christsein zwischen dem Scheitern und dem Gelingen – nachzudenken.

Es fängt ja schon bei der Frage der Nachfolge an, ob man geeignet ist. Denn Jesus warnt vor einer übereifrigen Nachfolge mit dem Blick zurück. Darüber referierte Kathrin Hagmüller und führte die Gedanken entlang dem Lukasevangelium Kap. 9, 57 ff, wonach der, der zurück schaut, nicht geeignet ist fürs Reich Gottes. Die Hingabe – die Nachfolge Jesu – ist nur unter der Bedingung des Loslassens von Altem mögl2015 07 15 PGB Tagung Ma. Lankowitz DSC_6490ich. Und das fällt schwer.

Dr. Peter Zimmerling, an der Universität in Leipzig Professor für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Seelsorge, stellt fest, dass sich heute die Wertvorstellungen stark verändert haben. Im Umgang mit Sünde und Schuld sucht man stets einen „Sündenbock“! Oft wird auch schuldhaftes Handeln als gutes Handeln umgedreht. Gleichzeitig wird auch die Existenz Gottes angezweifelt. Mit der religiösen Ungebundenheit geht die Verantwortlichkeit des einzelnen verloren. Mit der Entwicklung zur Kollektivschuld und der Verharmlosung von Sünde und Schuld wird Gott, auf den liebenden Gott reduziert. Doch die biblische Realität ist das Bekennen des einzelnen mit dem Zuspruch von Vergebung.

Der moderne Mensch hat ein Angebot Gottes aus den Augen verloren. Es ist die Beichte. Dabei geniest der Beichtende durch das Recht auf das Beichtgeheimnis besonderen Schutz. Doch dieses Angebot Gottes wird kaum genutzt. Dafür wird heute statt der Seelsorge die Psychotherapie verstärkt beansprucht. Doch wäre, so Zimmerling, die Zusammenarbeit von Therapie und Seelsorge im Umgang mit Sünde und Schuld wünschenswert. Im Bekennen könnte der Mensch sich voll besinnen und die Zuwendung Gottes erfahren.

Das Leben ist nicht ein Sein sondern ein Werden. Diese Erkenntnis gewann Luther, als er um die Gnade Gottes gerungen und die Rechtfertigung gefunden hat. Er räumte, so Zimmerling, mit dem „geistlichen Wertpapier“ – dem Ablasshandel auf. Im Vertrauen zu Gott, in der Erfahrung des Glaubens kommen wir zum Wissen im Glauben – das ändert unser Leben. Die daraus folgende Heiligung ist ein Werden, wodurch die Wirklichkeit Gottes erkannt wird. Damit erfahren wir Stärkung in unserem Leben und im Glauben den Halt.

Mit großem Gottesdienst wurde der letzte Tag mit Zimmerling als Prediger gefeiert. Er sieht, dass heute die Christen vielfach vom Verlust der Hoffnung geprägt sind. Dazu trug Wissenschaft und Technik bei, obwohl auch sie nicht in Glaubensfragen überzeugen können. Die Menschen stellen sich auf ihre individuelle Lebenszeit ein. Doch neu wird der Himmel wieder entdeckt. Man frägt wieder, was kommt danach? Die Sensibilisierung beginnt mit der Hospiz und der Sterbehilfe. Das trifft sich mit dem Zentrum der Verkündigung durch Jesus, der in den Gleichnissen immer wieder auf das Reich Gottes hinweist. Der Glaube daran erfüllte die Sehnsucht der Urchristen mit der Naherwartung Christi, und in der Jetztzeit an die Erneuerung des Kosmos. Wir haben weiter zu gehen.DSC_6619

Während dieser Tagung reifte in einigen Teilnehmern der Entschluss, dem Pfarrerinnen und Pfarrer Gebetsbund beizutreten. So konnte der Vorstand die Teilnehmer Benjamin Battenberg, Alexandra Battenberg, Esther Scheuchl und Thomas Moffat als neue Mitglieder in den Bund aufnehmen und für ihren weiteren Lebensweg segnen.

Der Horizont für die Studienzeit war mit den Themen, Hinfallen, Besinnen, Aufstehen und Weitergehen, weit gesteckt. Sie lässt den Glauben im Blick des Weitergehens neu bedenken und richtet die Gedanken auf die Zukunft aus. Gleichzeitig haben auch die Kindergruppen in ihren meditativen Zeiten mit den sie begleitenden HelferInnen die Themen erarbeitet und ihre Überzeugung in einem lebendigen Beitrag am Ende der Tagung dargeboten.       (gerhart nitsche)